Hier werden Möglichkeiten dargestellt, wie
die Bilder nicht nur als bloßes Mittel zur Extase erlebt werden können.
Auch Freunde anspruchsvoller Kunst und des Hintergründigen kommen
auf ihre Kosten.
Wollen wir zunächst beim Aktuellen bleiben - was uns weit zurück in die Vergangenheit führt. Im Juni 1998 stellte Holger M. sein erstes Extase-Bild - "Physiologische Füße" - Stefan M. zur Verfügung, um dessen Meinung dazu zu hören. Holger M. stellte zur Aufgabe, das Bild ohne weitere Hinweise zu interpretieren, was Stefan M. tun wollte, jedoch unter der Auflage, daß Holger M. anschließend seine ursprünglichen Gedanken, die zu dem Bild geführt haben, kundtun würde. Hier das Ergebnis:
29.06.1998 17:57
Stefan M., Interpretation des Bildes "Physiologische
Füße" aus Extase Zwölf
Das Bild stellt eine Aufforderung zu einem (physiologisch)
vernünftigen Leben dar. Die roten Umrandungen der weißen (blassen
(blaß=ungesund)) Füße sollen alarmieren. Vor dem Hintergrund
der Treue zu den allgemeinen Lebensgewohnheiten in der zivilisierten Welt
(blau = die Farbe der Treue) vergißt man allzu leicht den richtigen,
natürlich vorgegebenen Weg, wobei man sich hierbei am Leben der schwarzen
Ureinwohner Afrikas orientieren kann, die hier einen völlig anderen
Weg (in die andere Richtung) gehen, den grünen Weg der Natur, den
Weg der Hoffnung - Hoffnung, die Grundlage jedes Lebenswillens ist. Die
vier Füße zielen hier auf den (physiologischen) Brennwert des
Kohlenhydrats und des Eiweißes ab (4 kcal), Basis für eine gesunde
Ernährung, ein gesundes Leben, den richtigen Weg. Daß durch
das übergroße Auftreten der Zivilisation dieser richtige Weg
leicht unscheinbar und unwichtig und überwies unangenehm wirkt, wird
durch die aggressive Farbgebung und die Größenverhältnisse
deutlich. Durch die stilisierte Hoffnung, den Weg in die andere Richtung,
läßt das Bild zunächst eine Frage auftauchen: Die vier
Füße symbolisieren auch die vier Quellen der Sehnsucht, eine
etwas kleiner als die andere, alle anderen immer sichtbar lassend: die
Sehnsucht nach Anerkennung, nach Liebe, nach dem Tod, welche ist die vierte?
Die Antwort ist eine "unorthodoxe", unerwartete.
30.06.1998 11:05
Holger M., Interpretation des Bildes "Physiologische
Füße" aus Extase Zwölf
Es niemals richtig, die eigenen Bilder zu interpretieren, da man (un-)bewußt die Gedanken der Beobachter steuert. Aber ausnahmsweise werde ich hier eine Ausnahme machen...
- Formale Bildgestaltung
Vier weiße Fußabdrücke mit roten
Umrissen liegen verkleinert übereinander. Die Gangrichtung ist links.
Als Pendant dient ein schwarzer Fußabdruck mit grünem Umriß,
der - nochmals verkleinert - auf dem obersten weißen Fuß liegt.
Seine Gangrichtung ist rechts. Das Szenario spielt sich vor einem dunkelblauen
Hintergrund ab.
- Interpretation
Schon an der formalen Bildgestaltung wird man
von einem geopolitischen Thema erfaßt: Weiß und Schwarz in
einer oppositionellen Stellung - aber keine Konfrontation erkennbar, sondern
eher nach der Suche nach einem neuen (Aus-)Weg. Eine Ausweglosigkeit ist
bei der neutral blauen Farbe nicht zu erwarten, da sie eine Tiefe, eine
Unendlichkeit ausstrahlt. Die kulturelle Überbestimmtheit der Weißen
kann jederzeit durch eine Idee, durch einen neuen Weg der Schwarzen, abgelöst
werden. Die Kultur und Zivilisation der Schwarzen ist älter als die
der Weißen und in dieser Zeit hätte dieses Bild, unter Beibehaltung
der blauen Hintergrundfarbe, invertiert dargestellt werden müssen.
Uns ist einfach nicht klar, daß unsere Zivilisation, Kultur und Kreativität
an einem seidenen Faden - dies ist wörtlich zu nehmen - abhängt
- dem Stromkabel! Was passiert denn eigentlich wenn es keinen Strom mehr
gibt? Es gibt Menschen, die können keine Konservendose ohne elektrischen
Dosenöffner mehr aufmachen - geschweige denn, daß es noch Menschen
unserer Kultur gibt, die noch auf die Jagt mit Pfeil und Bogen gehen können
oder giftige von ungiftigen Beeren und Pilzen unterscheiden können.
Die Existenz der Menschheit basiert auf dem Prinzip der Alteration - einer
Welle der Ablösung. Weiß löst Schwarz ab und umgekehrt.
Wie ein Pendel schwingt das Potential von einer Gruppe zur anderen und
dabei merken sie nicht, daß dadurch die Zeit läuft. Das wäre
ja auch nichts Schlimmes, aber der resultierende Neid, nachdem das Pendel
sich wieder in die andere Richtung bewegt, das ist das eigentliche Problem.
Das "physiologische" an diesem Bild soll nicht die Bewegung des Pendels
sein sondern eher die Zeiger der Uhr, an der das Pendel hängt - das
Weiterkommen. Die rote Umrißlinie charaktertisiert
die Warnung an die Weissen, daß es, wenn sie in ihrer Art so weitermachen
werden, in eine Sackgasse geraten werden, aus die dann der Schwarze herausfinden
wird (grüne Umrißlinie).
-Kritik
Eigentlich dürfte das kein einzelnes Bild
sein, sondern ein Film, bei dem das nächste Bild zwei schwarze Fußsilhouetten
in Gegenrichtung zeigt u.s.f.
Zur Verteidigung würde ich jedoch anbringen, daß dies ein "Schnappschuß" unserer aktuellen Gesellschaft zeigen soll (Zerstörung der Umwelt,...).
Daß der Motor (=Schrittmacher) der menschlichen
Zivilisation bei beiden Gruppen (Weiß und Schwarz) die Fueße
darstellen soll, sollte selbstverständlich und unkommentiert sein.
Genauso die vier weißen Fuesse, die vier weißen Kontinente
(Amerika, Asien, Australien, Europa) und den schwarzen Kontinent (schwarzer
Fuß) verkörpern sollen.
30.06.1998 11:05
Holger M., Interpretation des Bildes "S.M." aus
Extase XI
- Eine Huldigung auf S.M.? Aber auf wen?
-- Stefan Meier?
-- Sid Meier?
-- Sado Maso?
-- (sonsiges)
- Auf wen ist S.M. gerichtet?
-- Stefan Meier?
-- Sid Meier?
-- Sado Maso?
-- (sonsiges)
- Wer ist der Empfänger von S.M.?
-- Stefan Meier?
-- Sid Meier?
-- Sado Maso?
-- (sonsiges)
- Wer versteht (etwas von) S.M.?
-- Stefan Meier?
-- Sid Meier?
-- Sado Maso?
-- (sonsiges)
- Hat es was mit SelbstMörder zu tun???
- Oder stellen sich andere (gesellschaftliche, sportliche, kulturelle, politische,...) Fragen?
Leider kann ich dazu keine einzige Frage beantworten,
da ich sie durch dieses Bild gestellt habe. Die roten Zeichen verlaufen
gleichberechtigt entgegengesetzt in einen schwarzen und in einen weißen
Bereich vor einem gleichmäßig grünen Hintergrund.
Holger M., Gedanken zum Bild "Das Leben ist ein
Märchen" aus Extase XI
19.03.1999 20:53
Mawanda S., Gedanken zum Bild "Aussterben des
Mastodon" aus den letzten, verschollenen Bildern
01.09.1998 15:46
Holger M., Interpretation des Bildes "Rechtschreipunk"
aus Extase VI
Rechtschreibung: Die trivialste und klassisch-groteskte Anschauung. Das Thema an sich wird schon falsch geschrieben. Oder: das Thema an sich ist schon falsch, denn Rechtschreibung liegt auf keiner logisch-essentiellen Basis, da die Buchstaben, die das Alphabet bilden (und schließlich auch als Grundlage der Rechtschreibung dient), in ihrer Anordnung keiner logischen Struktur folgen. Dies ist nur eine subjektiv-vereinbarte Rangfolge der Phynizier.
Rechtsschreibung: Leider nein, da das Wort sich auf der linken Bildseite befindet - Schade eigentlich (wieder eine Variante weniger...)
Schreipunkt: Schon eher, da es sich um
das Wort 'Hilfe' allen Anschein nach handelt. Der schreiende Punkt wird
der über dem 'e' sein, da dieser nichts zu suchen hat.
31.07.1998 13:47
Holger M., Interpretation der Schränke-Bildreihe
aus Extase IV
Schon die Idee ist so banal wie genial. Da wird
der Schrank als Überraschungsei hergenommen. Darin kommen groteske
(Atomgranatenwerfer) wie auch reale (Depp, Rudi) Personen vor, wobei ich
auf die Person "Depp" nicht näher eingehen möchte. Auch virtuelle
(Knall) und nicht mehr vorstellbare (Mogl) Gegebenheiten trifft man im
Schrank. Dieses Phänomen Schrank deckt die gesamte Vorstellungskraft
der (ir-)realen und virtuellen Tatsachen des Menschen ab, aber in einer
so grotesken und lächerlichen (= lustigen)
Form, wie man sie kaum vorstellen kann.
Ich wiederhole: Alle Möglichkeiten sind im
Schrank enthalten:
- Personen:
(Rudi)
- Intellektuelle (sprich: der Geist (wenn auch
in negativer Art)):
(Depp)
- Gegenstände
(Atomgranatenwerfer)
- virtuelle (= nicht faßbare Gegebenheiten):
(Knall)
- Unvorstellbares (= bei dem man sich keinen
Reim darauf machen kann) (Mogl)
Und das alles in einer humoristischen Umsetzung.
Geniale Auseinandersetzung!
30.06.1998 11:05
Holger M., Interpretation des Bildes "Depp auf
Weiß" aus Extase III
Interpretation:
Die Farbe Blau wird als Depp assoziiert und das
Gelb als Weiß angesehen. Vielleicht verhalten sich Menschen,
die "blau" sind, deppert und verwechseln das Weiß schon mal mit Gelb?
30.06.1998 11:05
Holger M., Interpretation des Bildes "Abwärts"
aus Extase III
Interpretation:
Dieses Bild besteht ausschließlich aus
Flächen, horizontalen und vertikalen Linien. Hier wird nicht
versucht, ein Raum zu erzeugen, in dem drei Quadrate so hintereinander
gestellt werden, so daß aus den beiden
hinteren Quadraten eine L-Form entsteht, bei der man rätseln mueßte,
ob dies nun 3 Quadrate wären oder nur
ein Quadrat und zwei L-Formen. Zu dieser Annahme fehlt hier die
perspektivische Verkürzung. Hier handelt es sich ganz offensichtlich
um eine Fläche, die keinen Raum zu irgendeiner
Spekulation zulaeßt. Hierbei wurden
die drei ("technischen") Grundfarben verwendet. Auffällig ist, daß
je tiefer die geometrische Form plaziert ist,
desto kurzwelliger die dabei verwendete Farbe (rot -> blau) ist.
Abwärts: Damit ist nicht nur die verwendete
Form gemeint sondern auch die Wellenlänge der
verwendeten Farben. Ein interaktives Wechselspiel
von Form und Farbe.
12.05.1998 15:53
Holger M., Interpretation des Bildes "Bonsai
in der Nacht" aus Extase II
Interpretation:
Der Autor dieses Bildes versucht instinktiv ein
Gleichgewicht der Formen und Figuren auf der Oberfläche herzustellen,
dem aber das Bild trotzt. Zwar liegen die Figuren eher auf dem linken Teil,
aber die Rechtsverkippung und das Gewicht (Wolke) wollen für Stabilität
und Harmonie sorgen. Das gelingt auch weitestgehend, aber ist das auch
die Stabilität, die der Autor sucht oder gar verlangt?
Wie eine Waage hält der Baum den sichelförmigen
Mond in der linken und die Wolke in der rechten Waagschale. Soll das die
Harmonie sein, die der Autor anstrebt? Er fragt uns: "Warum soll der Mond
besser oder schlechter sein als eine Wolke?". Wolke und Mond sollen gleichberechtigt
gegenüber stehen. Sie vertragen sich auch.
Nach einer Antwort sehnt sich das Bild, aber
es kann nichts hören. Wir werden diesem Bild immer eine Antwort schuldig
bleiben. Die Harmonie liegt auf der Bildoberfläche, jedoch der Streit,
der Konflikt bewegt sich im Innern - im unserem Inneren (Bild-Betrachter).
Verträgt das Bild auch Ehrlichkeit? Ich
schreie sie ihm vor - aber keine Resonanz - genau das ist das Stichwort:
Resonanz.
Eine grüne Nacht - grün vor Neid. Grün:
Farbe der Hoffnung und Erwartung auch die Farbe der Enttäuschung -
das häufige Ergebnis der Erwartung. Enttäuscht ist auch das Bild
- es wird niemals die Sprache sprechen, die wir kennen. Der Baum geht zur
Neige - er kennt das Ergebnis...